Entdeckertour ins mystische Moor

„So faszinierend das Wattenmeer auch ist. Als geheimnisvolle Orte und ganz besondere Ökosysteme stehen ihm die Moorlandschaften in nichts nach“, behauptete unsere Strandkorb-Nachbarin. Wir haben im Cuxland schon viel gesehen, aber im Moor waren wir noch nie.

„Niedersachsen ist das Land der Moore. In Wanna, nördlich von Bad Bederkesa, lässt es sich sogar mit einer nostalgischen Moorbahn erkunden. Und gleich nebenan im MoorInformationsZentrum, MoorIZ, könnt ihr in die „Welt der Moore“ eintauchen“ lautete ihr Tipp. Unsere Neugier war sofort geweckt. Also auf nach Wanna – zur Entdeckertour ins Ahlenmoor!

„Früher als Orte dunkler Geheimnisse gemieden, sind Moore ein unglaublich spannender Lebensraum. Es lohnt sich, sie zu entdecken“, schwärmt Karin Fäcke, Leiterin des MoorInformationsZentrums, MoorIZ, die wir kurz vor unserer Moorbahnfahrt treffen.

Die leidenschaftliche Biologin ist „Frau der ersten Stunde“ im MoorIZ. Nach dem Ende des Torfabbaus in der Region arbeitete sie seit 2003 mit einem Team des Fördervereins Ahlenmoor e.V. an der Realisierung eines Konzeptes zur Weiterentwicklung des Ahlenmoores. Sein Ziel: „Das Moor erlebbar machen“.

2005 starteten die ersten Moorbahnfahrten, 2006 öffnete das MoorIZ im umgebauten Torfwerk mit einer interaktiven Erlebnisausstellung seine Pforten.

Moore sind wertvolle Klimaschützer, da sie CO2, Schadstoffe aus dem Ökosystem filtern und das regionale Klima abkühlen.

Vorglühen, lautes Tuckern: Schon startet die umgebaute Feldbahn des ehemaligen Torfwerks mit uns zur Erlebnistour. Gute zwei Stunden geht es knapp sechs Kilometer durch das 4.000 Hektar große Ahlenmoor. Mit der Moorbahn kommen wir tief hinein, sicher und bequem...

An vier Haltepunkten weiht uns Moorbahnführer Karl-Heinz Schacht mit viel Herzblut in die Geheimnisse des Moores ein: seine Entstehung, die einzigartige Flora und Fauna, und seine Vergangenheit, den Torfabbau. Schon seit 15 Jahren begleitet der ehemalige Landwirt Neugierige durch das Ahlenmoor. Er hat viel Spannendes zu erzählen...

Schaurige Moorgeschichten dürfen natürlich nicht fehlen: „Was glimmt und leuchtet da? Was irrt dort umher und lockt mich ins Moor...? Irrlichter sind‘ s, die schon Manchen bös ins Verderben führten.“ zitiert Karl-Heinz Schacht eine Schautafel aus der Erlebnisausstellung.

„Aber keine Sorge...“, schmunzelt er, „... viele unheimliche Phänomene der Moore sind heute wissenschaftlich erklärt.“ Zum Beispiel Irrlichter: kleine Flammen, gebildet aus Gasen, die aus dem Sumpf aufsteigen, sich am Sauerstoff in der Luft entzünden und plötzlich wieder verglimmen. Es erzählt von Moorhexen, einem versunkenen Ochsen und anderen Kuriositäten...

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Wie entstehen Moore eigentlich? Vor etwa 10.000 Jahren zum Ende der Sahle-Eiszeit füllten sich die Senken der Region mit Steinen, Felsbrocken und viel Wasser. Die offenen Gewässer füllten sich mit Pflanzen und Baumbruch, wurden zu Niedermooren und schließlich zu Hochmooren.

Als besondere Ökosysteme mit extremen Lebensbedingungen sind sie für die meisten Lebewesen absolut lebensfeindlich. Ihre Böden sind äußerst sauer, sehr nass und nährstoffarm. Nur die Spezialisten unter den Tieren und Pflanzen können hier leben.

Gemütlich tuckert die alte Lok mit ihren Gästen ca. 6 km/h durch die ganz eigene Mooridylle. Im Frühjahr und Sommer in saftigem Grün, färbt sich ihr Kleid im Herbst schön bunt. Birken, Gagelsträucher und sogar Kulturheidelbeeren säumen unseren Weg.

Torfmoose sind die wichtigsten Pflanzen des Moores. Hellgrün und weich, können sie enorm viel Wasser aufsaugen und speichern. Seltene Pflanzenarten wie Rosmarinheide, Moorlilie und die vitaminreiche Moosbeere sind hier ebenso zu Hause. Und auch Moorfrösche, die sich in der Paarungszeit blau färben. Vor den hiesigen Kreuzottern haben wir Respekt. Zum Glück verschreckt sie unser lauter Moor-Express...

Vorsichtig betreten wir an einer Haltestation den Moorboden. Karl-Heinz Schacht ermuntert uns, hochzuspringen. Der Boden schwingt weich unter unseren Füßen. Was acht Meter Torf so ausmachen. Auf einem Ausguck an der dritten Station genießen wir den Blick in die weite Moorlandschaft. Früher wurde hier Torf abgebaut. Es diente den Menschen damals als Heizstoff. Torf isoliert auch gut, z.B. alte Moorkaten.

Heute weiß man: „Moore sind wertvolle Klimaschützer“, klärt uns Karl-Heinz Schacht auf. Sie speichern gigantische Mengen CO2, filtern Schadstoffe aus dem Ökosystem und kühlen das regionale Klima ab. Werden Moore entwässert, entweichen große Mengen CO2 und andere klimaschädliche Gase. Mit einer Klimaspende für das Projekt „Moorland“ können wir die aktive Wiedervernässung und Regeneration von Mooren unterstützen.

Auf der Moorbahnfahrt noch neugieriger geworden, freuen wir uns nun auf die Erlebnisausstellung im MoorIZ. Liebevoll und kinderfreundlich gestaltet, thematisiert sie z.B. über Filmszenen den „Gruselmythos des Moores“. Wir lernen auch die Menschen kennen, die hier im Moor arbeiten.

Vergangenheit und Torfabbau werden durch historische Fotos lebendig. In der obersten Etage haben wir einen guten Ausblick über das Ahlenmoor. Mit kleinen Lupentisch‘ chen erkunden Kinder hier auf einer begehbaren Bodenlandkarte die Moore im Elbe-Weser-Dreieck.

Die passende Lektüre zum Moorabenteuer ist im MoorIZ-Shop erhältlich: Krimi‘ s und Kinderbücher. Gesunde kleine Moorpackungen und viele Accessoires zum Thema Moor und den Sonderausstellungen über „Biene“ und „Wolf“ fangen hier unseren Blick. Wir erfahren von Archäologie-Vorträgen über Moorleichen, verschiedene Themenfahrten mit der Moorbahn und den vielen Wandererlebnispfaden durch‘s Moor.

Ein riesiges Stück Moortorte im schönen Ambiente des „Torfwerks“ ist krönender Abschluss unseres Moor-Erlebnistages. Das Café-Restaurant gilt als kulinarischer Geheimtipp. „Wir entwickeln Ausstellung, Vortragsprogramm und die vielen Wanderwege immer weiter“, verrät uns Karin Fäcke noch zum Schluss. Es lohnt sich also wiederzukommen...

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